SOLANG DER WEINSTOCK REBEN TRÄGT,
SOLANG NOCH LIEDER ERSCHALLEN,
SOLANGE SOLL IM TAUBERTAL,
DIE BÜCHSE LUSTIG KNALLEN.
ZU HAUS BLEIB STOLZ UND DÜNKELSINN,
ZU HAUS BLEIB SAURES BRÜTEN,
WIR WOLLEN ALS EIN FRÖHLICH VOLK,
DIE SCHNEID UND DEN FROHSINN HÜTEN.
Diese Verse stehen auf den Mitgliedskarten der Schützengesellschaft aus dem Jahre 1906
und sie könnten auch heute noch das Leitmotiv des Vereins Laudaer Sportschützen sein.
Die Wiedergründung der Schützengesellschaft im Jahre 1906 ließ alte Schützentradition wieder lebendig werden. Es entfaltete sich ein reges Vereinsleben mit dem Ziel, die Mitglieder durch Abhaltung von“Scharfschießen, Zimmerstutzenschießen und gesellschaftlichen Veranstaltungen zu unterhalten“. Man veranstaltete Schießabende, Preisschießen, Sommer- und Winterfeste. Auch die Damen pflegten damals schon das Bolzenschießen mit dem Luftgewehr. Es wurden viele Versammlungen abgehalten und Ausflüge gemacht. Schon bald ging man an den Bau eines Schützenhauses im Gewann“Steigflur“, das im Jahre 1909 mit einem Schützenfest eingeweiht wurde.
Nach Vollendung dieses Schützenhauses, das 50 Jahre lang auf einem schönen Flecken der Laudaer Gemarkung das Heim der Schützen war, konnte die junge Schützengesellschaft noch nicht zur Ruhe kommen. Zu stürmisch war der Aufstieg und zu temperamentvoll die Gemüter, was zur Folge hatte, daß sich bald zwei Gruppen bildeten, die nicht miteinander harmonierten. Es war auf einem Ausflug, den die Schützengesellschaft 1910 nach Bütthard unternahm, als die Lokführer, die in der Eisenbahnerstadt Lauda zu den „oberen Zehntausend“ zählten, unter ihren grünen Schützenröcken einheitlich weiße Westen trugen, worüber die Heizer und andere Schützen, die von der heimlichen Absprache der Lokführer nichts wußten, verärgert waren. Der Zwiespalt zwischen Lokführern und Heizern kam nicht mehr zur Ruhe und führte noch im gleichen Jahr zur Gründung eines zweiten Vereins, des „Schützenvereins Lauda“.
Im Volksmund hieß fortan, die Schützengesellschaft der „reiche“ und der Schützenverein der „arme“ Verein.
Der Schützenverein baute sich Anfang der Zwanziger Jahre ein eigenes Schützenhaus auf dem Ölberg, das den zweiten Weltkrieg nicht überdauerte.
Als man sich endgültig getrennt hatte, wurde bald ein Burgfriede geschlossen und es gab manchen Schützen, der in beiden Vereinen Mitglied war. Der erste Weltkrieg brachte den „reichen“ und den „armen“ Schützen das gleiche Schicksal und unter den Kriegsereignissen erlahmte die Vereinstätigkeit völlig.1919 war die Schützengesellschaft so weit, daß sie sich als Schützenriege dem Turnverein Lauda angliedern wollte. Es wurde bereits ein Übergabevertrag über das Vereinsvermögen und die Schulden aufgesetzt, der jedoch nicht die erforderliche Mehrheit der Mitglieder fand, wodurch eine Fusion im letzten Augenblick verhindert wurde.1921 sollten alle Waffen abgeliefert werden und nur einer Sondergenehmigung des Bezirksamts Tauberbischofsheim war es zu verdanken, daß man den Schießbetrieb mit den damals vorhandenen drei Gewehren aufrecht erhalten konnte. In dieser Zeit enstanden die KK-Schützenvereine, bei denen das Kleinkaliberschießen eingeführt wurde. Diese neue Schießart intensivierte auch den Schießbetrieb bei den bestehenden Vereinen. Höhepunkte bei beiden Vereinen waren die Fahnenweihe der Schützengesellschaft im Jahre 1926 und die Fahnenweihe des Schützenvereins im Jahre 1935.
In diesen Jahren dürften die Schützen wohl die beste Zeit zwischen den beiden Weltkriegen verlebt haben.
Das Dritte Reich förderte wohl das Schießen, aber nicht die Schützen. Sie wurden, wie alles was nach Eigenständigkeit strebte, den Götzen der Zeit geopfert. Die Oberschützenmeister wurden Vereinsführer und hatten Befehle auszuführen. Ein echtes Schützenleben mußte in dieser Atmosphäre ersticken. Der Schießsport wurde staatlich organisiert und den militärischen Zielen untergeordnet. Diese „Zweckentfremdung“ des Schießsports mußten alle Schützenvereine nach dem zweiten Weltkrieg mit der Einziehung ihres gesamten Vermögens durch die Besatzungsmächte und der Einstellung ihrer Tätigkeit büßen. Es kam die Zeit in der das Wort „Schießen“ verpönt war. Aber die Schützen liebten seit jeher ihren Sport und wenn sie nur die geringste Möglichkeit zu seiner Ausübung sahen, dann nahmen sie Opfer und auch Schmähungen auf sich, um ihren schönen Sport zu pflegen.
Im März 1953 trafen sich zwölf Freunde des Schießsports, (Mitglieder der ehemaligen Schützengesellschaft und des Schützenvereins Lauda) im Gasthof Hammerschmitt und gründeten nach reger Aussprache über die Namensgebung den „Verein Laudaer Sportschützen e.V.“Eine Einigung war weder für die alte „Schützengesellschaft“, noch für den „Schützenverein“ zu erreichen, weshalb man dem Verein seinen heutigen Namen gab. Er wurde als Nachfolger beider ehemaliger Schützenvereinigungen anerkannt und besitzt daher auch heute noch zwei Vereinsfahnen.
Mit primitivsten Mitteln wurde ein Anfang versucht. Alte Waffen, die unter schwerer Strafandrohung der Kontribution entzogen worden waren, wurden entrostet. Zu ihnen gesellte sich das Luftgewehr. Wie das KK-Gewehr nach dem ersten Weltkrieg die großkalibrigen Gewehre von den Schießständen verdrängte, so trat nach dem 2.Weltkrieg das Luftgewehr seinen Siegeszug als Sportwaffe an. Zuerst als „Luftpumpe“ verhöhnt, wurde es schnell zu einer Präzisionswaffe entwickelt, der auch die Laudaer Sportschützen große Erfolge verdanken. In der Kiesgrube „Am Galgen“ und in der Lehmgrube „Am Roten Rain“ fanden die ersten Schießübungen stand. Gottlob gab es damals noch keine Richtlinien für den Schießstandbau, sonst hätte die strenge Obrigkeit jeden Schuß verboten.
Nach vielen Verhandlungen konnte der Verein Laudaer Sportschützen im Jahre 1954 das Schützenhaus der ehemaligen „Schützengesellschaft“ für 100 DM zurückkaufen. Es war nach Kriegsende für Wohnzwecke verwendet worden und mußte erst wieder zu einem Schützenhaus ausgebaut werden. 1955 konnte dann das erste Schützenfest nach dem Krieg veranstaltet werden und ein Jahr später feierten die Schützen der Stadt Lauda ihr glanzvollstes Fest. Es war das 50 jährige Vereinsjubiläum, gezählt nach dem Gründungsjahr der Schützengesellschaft 1906, denn daß vorher schon Schützenvereinigungen bestanden, war damals noch nicht bekannt. Der Schießsport und die Geselligkeit wurden emsig gepflegt, das Ansehen des Vereins wuchs mit den sportlichen Leistungen und die Mitgliederzahl nahm von Jahr zu Jahr zu.
1960 wurde der Schießstand polizeilich gesperrt, weil er den Sicherheitsbestimmungen nicht mehr entsprach (Mittlerweile gab es wieder welche). Es kamen schwere Jahre für den Verein. Nachdem man 1961 bereits die Baugenehmigung für den Umbau der Schießanlage im „Steigflur“ in der Tasche zu haben glaubte,
mußten die Schützen „auswandern“, weil dieses Gelände Wohnbaugebiet wurde. Endlich 1963, gelang es OSM Dr. Fritz Hemmrich ein geeignetes Grundstück im Gewann „Schrödersgraben“ zu erwerben. Damit war der Verein wieder einmal gerettet. Ihm war es auch zu verdanken, daß die Kameradschaft zwischen den Vereinsmitgliedern trotz härtester Belastungsproben in diesen Krisenjahren nie ernsthaft gefährdet war.
Das jahrelange Planen brachte jetzt auch Erfolg. Man hatte schon Erfahrungen im Schießstandbau gesammelt, die es in die Tat umzusetzen galt. Im November 1963 wurde nach den Plänen von Architekt Kordmann mit dem Bau der Schießanlage begonnen. Durch den tatkräftigen Einsatz vieler freiwilliger Helfer und die materielle Unterstützung kleiner und großer Spender konnte das Projekt nach ca.7000 Arbeitsstunden 1966 vollendet werden.
Die Schießanlage besitzt (1966) ein Schützenhaus mit ca.1100 cbm umbauten Raum, in dem sich ein 120 qm großer Gemeinschaftsraum befindet. Von den 20 Luftgewehrständen können 5 auch auf die 15 m Entfernung für das Zimmerstutzenschießen benutzt werden.(Der Luftgewehrstand befand sich damals (1966) noch im Freien). Im eigentlichen Schießstand kann mit dem KK-Gewehr auf 50 und 100 m und mit KK- und Jagdgewehren auf den stehenden Rehbock und den laufenden Keiler geschossen werden. Insgesamt können sechs 50m und drei 100m Stände eingebaut werden. (Inzwischen längst geschehen). Ebenfalls besitzt die Schießanlage einen Wurftaubenstand, sowie zwei Bahnen für das Bogenschießen. Ein Pistolenstand und ein laufender Hase können jederzeit eingebaut werden (Heute natürlich auch längst erledigt). Neben dem Luftgewehrstand befindet sich eine ebene Fläche für die Aufstellung eines kleinen Festzeltes. Der Parkplatz ist für ca. 20 Pkw ausgelegt.
Die Schießanlage ist damit die größte und vielseitigste im Kreis Tauberbischofsheim und so angelegt, daß sie mit geringen Kosten weiter ausgebaut werden kann.
Text:
Hubert Speil, Schriftführer im Einweihungsjahr 1966 (und heutiges Ehrenmitglied)
in der Festschrift zur Schießstandeinweihung 1966.
Entnommen und überarbeitet:
Harald Nuß, Vereinsportleiter am 22.12.1999
Die Laudaer Sportschützen nahmen 2004, zusammen mit der Kreisjägervereinigung, den Umbau des Wurfscheibenstandes nach den neuesten Umweltschutzrichtlinien in Angriff!